Von samenfester Farb- und Formenvielfalt
Eigentlich ist der Mensch schon speziell – die Natur schenkt uns die unterschiedlichsten Gemüse in den interessantesten Formen und Farben… Aber wir wollen sie lieber genormt: Kartoffeln sollen gelblich sein, Rüebli orange, Tomaten rot, Auberginen schwarz. Wieso eigentlich?
In den letzten Jahrzehnten sind weltweit enorm viele Sorten verloren gegangen. Aber es gibt auch eine Gegenbewegung: Menschen erfreuen sich in wieder vermehrt an Diversität beim Gemüse. Klar lassen sich mit den neuen hochgezüchteten Sorten mit weniger Aufwand höherer Erträge erzielen. Aber uns ist z.B. aufgefallen, das die alten Sorten (z.B. unsere Küttiger, Pfälzer und Violetten Tessiner) sich besser eigenen für den Anbau ohne Spritzmitteln und künstlichem Düngern, weil sie robuster sind.
Als Gemüseproduzent ziehen wir nur wenige Sorten selbst, die meisten Pflanzen kaufen wir als Jungpflanzen bei einem Setzlingshändler ein. Nur einige spezielle, schwieriger erhältliche Sorten gedeihen zurzeit auf unserer Fensterbank und in den Couchen – z.B. pinkige Auberginen, grün-gelb-zebra-gestreifte Tomaten und verschiedene Chili und Peperoni).
Bei all unseren Gemüsekulturen versuchen wir samenfestes Saatgut zu verwenden. Samenfest bedeutet, dass Nachzucht und Verbesserung der Sorte möglich ist – also, dass aus einem Samen nicht nur feine Tomaten sondern auch Samen für neue Pflanzen mit (noch feineren) Tomaten gezogen werden können. Dies ist bei Saatgut heutzutage längst nicht mehr selbstverständlich – und das nicht nur bei gentechnisch verändertem Saatgut! Die am meisten verbreiteten Samen heutzutage sind F1-Hybride, aus welchen zwar z.T. Samen produziert werden könnten – aber nur unbrauchbare, da sich die darauffolgende Generation kümmerlich und unberechenbar entwickelt. Die meisten Hybride werden aber pollensteril gemacht, d.h. dass aus ihnen gar keine fruchtbare Samen mehr produziert werden können.
Eben gerade diese Unterbindung der natürlichen Vermehrung, macht die Saatzucht interessant für transnationale Multis, weil dadurch Saatgut zum Geschäft und Bauern (und mit Ihnen Konsumentinnen) abhängig gemacht werden.
Insofern verstehen wir die Arbeit unserer Saatgutproduzenten (es sind dies „Artha Samen„, „Sativa Rheinau“ und „Zollinger Samen„) als einen friedlichen Widerstand gegen den Ausverkauf von kulturellem Gemeingut.